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Erinnerungen an eine Zeit,
die hoffentlich nie wieder kommt

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Natalia Martens (geb. Boldt) stammt aus einer deutschen Mennonitenfamilie, die seit dem 18. Jahrhundert im Süden der Ukraine sesshaft war. Natalia überlebte eine durch Hunger und Angst geprägte Kindheit, den Zweiten Weltkrieg in Trudarmee, die Nachkriegszeit in Sibirien, ein schweres Familienleben, zahlreiche Krankheiten und sehr harte persönliche Schicksalsschläge. Sie sprach mit ihren Angehörigen viel über diese Zeit, jedoch ohne jegliche Nostalgie. Sie hoffte, dass diese Zeit nie wiederkommen wird.

 

 

 

 

 

 

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VORWORT

Ich heiße Viktoria Gerz und ich bin die älteste Urenkelin von Natalia Martens. Ich war 23 Jahre alt, als ich anfing dieses Buch über meine Urgroßmutter und ihre Vergangenheit zu schreiben. "Wird doch sowieso keiner lesen" war die Reaktion der meisten meiner Bekannten, die davon erfuhren. Geschichten einer alten Frau, über ihr Leben in der Zeit, die die meisten sowieso am liebsten vergessen würden – wer braucht das schon? Ich war mir von Anfang an im Klaren, das aus diesem Buch kein weltberühmter Bestseller werden würde. Viel wichtiger war für mich, die Geschichten dieser wundervollen Frau festzuhalten, damit sie nicht in Vergessenheit geraten. Meine Urgroßmutter hat mich schon immer fasziniert – ihre altmodische Kleidung, ihre Art und Weise zu essen, ihre mit Falten bedeckten Hände. Ihre Art Deutsch zu sprechen hat mich immer belustigt und überrascht – es hörte sich so anders an und war doch verständlich. Wer ist sie genau? Wer sind wir?
Flüchtlinge, Aussiedler, Migranten, Ausländer, Heimkehrende? Wer genau sind die Russlanddeutschen? Wo genau gehöre ich persönlich hin?
Es ist nicht einfach, zu der Bevölkerungsgruppe der Russlanddeutschen dazu zu gehören. In der ehemaligen Sowjetunion wurden wir als "Deutsche Faschisten" beschimpft, in Deutschland sind wir "die Russen". Obwohl ich in Kasachstan geboren wurde, steht in meiner Geburtsurkunde "deutsch". Meine Klassenkameraden in Deutschland gaben mir aber immer wieder zu verstehen, dass für sie ich eindeutig eine russische Ausländerin sei. Meine Großmutter und meine Urgroßmutter sagten mir oft: "Hör nicht auf sie! Wir sind Deutsche und wir bleiben Deutsche!"
Wer hat denn Recht?
Die historischen Fakten über die Zarin Katharina die Große und die Auswanderung der deutschen Protestanten nach Russland hörten sich für mich sehr trocken und unpersönlich an. So viel Zeit ist seit dem vergangen! Im Gegensatz dazu hörte sich für mich die Tatsache, dass meine Urgroßmutter und meine Großeltern schon immer Deutsch gesprochen hatten, obwohl sie in Russland lebten, schon viel interessanter an. Wie schafften sie es, trotz der sowjetischen Diktatur ihre Sprache, ihre Kultur und ihren Glauben beizubehalten? Wie gelang es ihnen überhaupt, zu überleben, waren doch die Deutschen die schlimmsten Feinde der Sowjetunion in der damaligen Zeit? Um auf diese Fragen Antworten zu bekommen, brauchte ich keine langen Geschichtsbücher zu studieren. Ich hatte das Glück, dass meine Urgroßmutter Natalia Martens sehr gut und sehr gerne Geschichten aus ihrem Leben erzählte. Einige hat sie sogar aufgeschrieben. Die folgenden Erzählungen stammen zum Teil aus ihrem Tagebuch, zum Teil aus unseren Gesprächen.
Das folgende Buch ist für mich sehr wertvoll, denn es handelt von meiner eigenen Geschichte und von meinen Vorfahren, die ein Teil von mir sind. In diesem Buch geht es um ihre Schicksale, die einen gewissen Einfluss auf mein Schicksal haben.
"Vergiss nicht, wo du herkommst ..." sagte meine Urgroßmutter oft. Dieses Buch soll als kleiner Beitrag gegen das Vergessen dienen.

 
VIKTORIA GERZ

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